📕 "Kräuterschnaps und Rosenküsse" von Amelia Benson

Sich ganz einfach wohlfühlen in der Wohlfühllektüre 

Rezension von "Kräuterschnaps und Rosenküsse" von Amelia Benson 📝 [↓] & Ton 🔊 [ ↳ ] (unbezahlte Werbung)

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5 Sterne für einen Liebesroman, der wirklich gut unterhält, auf leise Töne setzt und wunderbar entspannend wirkt: ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐

📝 INHALT

Pfarrer Lukas Hüther ist neu in Burgheim. Er wurde als evangelischer Priester in das kleine Dorf am Main versetzt; nicht für jeden sichtbar bringt er einiges an seelischem Gepäck mit. Er soll in Burgheim mit dem katholischen Pfarrer Aumüller eine intensive ökumenische Zusammenarbeit aufbauen.

Aber dessen Nichte Flora, Solistin in einem ganzen Club junger Paare im Dorf, ist bei ihrer ersten Begegnung von dem Neuzugang nicht begeistert: Der sieht zwar attraktiv aus, aber was hat der Typ in ihrem geliebten Kräuterbeet im Garten bei der Kirche zu wühlen?

Die anfänglichen Misstöne sind schnell überwunden. Der neue Pfarrer und die Nichte des katholischen Priesters begegnen einander (Wen wundert's?) immer wieder im kleinen Dorf, entdecken in ihrer Begeisterung fürs Gärtnern eine wunderbare Gemeinsamkeit und die gegenseitige Sympathie vertieft sich.

Eine Geschichte über Liebe auf den beinahe ersten Blick, die aber längere Zeit braucht, um sich tatsächlich spürbar-sichtbar Bahn zu brechen. Ein Buch für alle, die mal eine Auszeit von den Katastrophenmeldungen dieser Welt dringend benötigen.

SO WIRKT DER ROMAN AUF MICH

Ebenso wie der andere Band der Reihe "Weinbergliebe", den ich gelesen und rezensiert habe, hat auch dieses Buch, das 5. der Buchreihe übrigens, mir gut gefallen. (Die andere Buchbesprechung findet sich HIER.)

Vielleicht konnte zu meinem positiven Urteil beitragen, dass ich vor vier Wochen erst in der Nähe von Würzburg war, und zwar genau im Frühling, also zu der Jahreszeit, in der die Geschichte dort spielen soll. Ich kann also mit Gewissheit bestätigen, ob die Beschreibungen der Autorin zutreffend sind. Sind sie. Auf den Punkt und wirklich aussagekräftig. Besonders witzig finde ich die Entdeckung, dass, ähnlich wie Hitchcock, der in jedem seiner Filme eine winzige Gastrolle übernahm, auch die Autorin so eine Art Gastauftritt für sich im Rahmen der Buchreihe vorgesehen hat: Da gibt es eine Autorin in der Freundesclique im Dorf, die ein Buchprojekt verfolgt, das einem von Amelia Benson 1:1 gleicht ... Interessanter Kunstgriff!

COZY, SO COZY!

Das Buch ist genau das, was es behauptet zu sein: eine Cozy Romance. Wohlfühlliteratur. Explizite Szenen fehlen hier, aber mir persönlich überhaupt nicht. Dafür ist viel Sorgfalt in die detaillierte Ausarbeitung der einzelnen Schauplätze und Charaktere geflossen.

Nachdem ich selber 12 Jahre in einem katholischen Pfarrgemeinderat mitgearbeitet habe, glaube ich sagen zu können, dass die Autorin eine Pfarrei als Hintergrund ihrer Handlung aus eigener Erfahrung kennt. Auch hier sind die Beschreibungen detailliert und treffend, wie ich meine.

Ist es nun etwas Besonderes, das Liebesleben eines evangelischen Pfarrers zu beschreiben? Die evangelischen Geistlichen dürfen im Gegensatz zu ihren katholischen Kollegen ja heiraten und Beziehungen zum anderen Geschlecht unterliegen keinem kirchenrechtlich verordneten Tabu. Angesichts der zahlreichen Werke auf dem Markt, die wirklich an Deutlichkeit und Beschreibungen von Einzelheiten auch körperlicher Vorgänge nichts zu wünschen übrig lassen, bietet der Roman von Amelia Benson ein, wie ich angesichts der vielen anders konzipierten Werke finde, wohltuendes Gegengewicht. Mutig, so in Opposition zu gehen, finde ich. So wie das (meiner Meinung nach gelungene) Cover in dezenten Farben und alles andere als knallig daherkommt, so ist die Story des Romans eine der leisen Töne. Ebenfalls mutig angesichts des Schlafzimmergetöses rundum.

Die Handlung verzichtet auf große Dramen, große Gesten, ja sogar auf riesengroße Gefühlsstürme. Da werden Dinge beschrieben, die durchaus in jedermanns oder jederfraus Alltag geschehen könnten. Der Reiz des Ganzen liegt für mich unter anderem darin, dass der gesamte Tenor des Textes so freundlich und so positiv wirkt. Beides Dinge, die ich persönlich in meinem Alltag oft schmerzlich vermisse. Beim Lesen habe ich mich gut aufgehoben gefühlt, in Sicherheit eben - eine Empfindung, die, wenn man einmal erwachsen ist, eher Seltenheitswert bekommt. Leider. Deswegen habe ich die Lektüre durchaus als Auszeit genossen.

Die Story kommt ohne komplexes Plot aus, wirkt realitätsnah hinsichtlich der geschilderten Ereignisse und ist es trotzdem nicht, weil sie sich von der Realität durch die durchweg optimistische und positive Atmosphäre durchaus abhebt. Genau das Richtige für eine bekennende Eskapistin wie mich. Manchmal brauche ich in meinem Leben genau das. Nicht immer, aber gelegentlich - und dann so dringend wie eine lindernde Medizin.

Sprache und Stil haben mir gut gefallen. So, wie die Story an sich, sind beide geradlinig, dabei handwerklich hochwertig. Leider eine eher seltene Kombination.

FAZIT

Ein Roman, um auszuspannen, der aber in Bezug auf sein Niveau sprachlich und stilistisch zufriedenstellt. Insgesamt eine runde Sache. Daher gerne fünf Sterne: ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐.