📕 "Eiskaffee und Erdbeerküsse" von Amelia Benson

Da steht "cozy" drauf und genau das ist auch drin 

Rezension von "Eiskaffee und Erdbeerküsse" von Amelia Benson 📝 [↓] & Ton 🔊 [ ↳ ] (unbezahlte Werbung)

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5 Sterne für einen Liebesroman, der wirklich gut unterhält und durchaus als Musterbeispiel dienen könnte, wenn es um "cozy romance" geht: ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐

📝 INHALT

Paula ist Buchhalterin im fiktiven Städtchen Burgheim nahe Würzburg. Sie liebt ihren Job - und das Eis von Nevio, dem besten Freund ihres Bruders, den sie schon lange aus der Ferne anhimmelt. Das tut sie so diskret, dass auch Neviobei ihren Besuchen in seiner Eisdiele  nichts davon mitbekommt. Allerdings ergeben sich einigermaßen unverhofft plötzlich einige Gelegenheiten, bei denen sie näher mit Nevio zu tun hat - doch Paula wagt nicht, ihm ihre Gefühle zu gestehen.

Nevio sucht die Frau fürs Leben. Via Dating-App erweist sich das als erstaunlich schwierig, denn Nevio ist beruflich gut ausgelastet mit der Führung seiner Eisdiele in Burgheim. Bei den Treffen mit Kandidatinnen stolpert der sympathische Gelatiere leider von einer Katastrophe in die nächste. Als ihm endlich auffällt, wie wohl er sich in der Ach-So-Gewohnten-Und-Vertrauten-Gesellschaft von Paula fühlt, reißt ihm leider ein Gespräch mit seinem Steuerberater vollkommen den Boden unter den Füßen weg. Flucht ist daraufhin Nevios einziger Gedanke und er stiehlt sich nach Italien zu seinen inzwischen dort lebenden Großeltern davon. Kann dieser eine Kuss, zu dem er sich kurz zuvor hat hinreißen lassen, alle Chancen zerstören, Paula je näherzukommen ...?

SO WIRKT DER ROMAN AUF MICH: WIE EINE LECKERE ›MOUSSE AU CHOCOLAT‹

Der Roman ist heimelig. Wohlfühlliteratur von der guten Sorte. Manchmal dachte ich weniger an Eis beim Lesen als an eine Mousse au Chocolat - die ist locker aufgeschlagen und zergeht auf der Zunge. Deshalb lässt sie sich gut mit dem Roman vergleichen, denn auch der enthält keine spektakulären Zutaten oder Ereignisse, sondern betrachtet die Welt der Kleinstadt, also einen Mikrokosmos überschaubarer Größe, sehr exakt, beschreibt auch ein Badmintonspiel - um nur ein Beispiel zu nennen, wortreich. Nichts erschlägt oder überfordert mich bei der Lektüre. 

Normalerweise lese ich nichts, wo "cozy" draufsteht. Das ist mir meist zu plüschig, allzu sehr heile Welt. Da fehlt mir oft die Tiefe. Ich finde nichts oder auch zu wenig, das meine Neugier reizt bzw. befriedigt: Alle sind sooo furchtbar nett und anständig - das schmeckt mir meist so wenig wie ein zu süß geratener Nachtisch.

Aber: All das war in Amelia Bensons Roman nicht der Fall. Angenehme Überraschung! Ja, cozy passt unbedingt, wenn man ihn mit nur einem Wort beschreiben möchte. Aber er ist mehr als das. Die Charaktere sind konsequent und sorgfältig ausgearbeitet. Da hat jeder Protagonist durchaus sein eigenes Profil. Sehr überzeugend ist dargestellt, wie jemand in seinem stillen Anschmachten steckenbleibt (Paula), während das Objekt der Begierde (Nevio) im Verlauf seiner Dating-Pleiten einfach nicht in der Lage ist, die jüngere Schwester seines besten Freundes als potenzielle Partnerin wahrzunehmen (Slow burn). Dieser allmähliche Übergang von Freundschaft zu Sympathie (She falls first.) ist ein gar nicht so häufig verwendetes Motiv in Liebesromanen, wo vorherrschend "Enemies to lovers" oder "Love on first sight" dargestellt werden. Gerade diese eher auf rein körperliche Aspekte zurückzuführende Anziehungskraft, die die Grundlage vieler Lovestorys bildet, ist mir persönlich einfach ... zu einfach. ;-)  Hier in Amelia Bensons Roman geht es um etwas anderes: einen suchenden Mann, der den Wald vor lauter Bäumen - Bäuminnen - nicht sieht.

Was klärt schließlich seinen Blick? Genau! Eine deftige Krise. Die erwischt Nevio kalt, als ihn sein Steuerberater auf wirtschaftliche Schwierigkeiten seiner Eisdiele hinweist. Das ist plausibel. Lebensnah. So kann´s kommen, so kann´s gehen. Die kleine Stadt als Schauplatz bringt meist keine großen Katastrophen mit sich: Sogar die erweisen sich in cozy romances oft als handlich. Darin liegt ein Teil des Wohlfühlfaktors begründet. 

Burgheim bildet den Hintergrund zu dieser typischen smalltown-romance: Ein netter Freundeskreis umgibt Paula und Nevio; man kennt bzw. begegnet einander und da gibt es Schnittmengen. Es deutet sich auch schon (einigermaßen typisch fürs Genre) die nächste Beziehungskrise an, die eine infolge einer Trennung eine neue Liebesgeschichte in Gang setzen könnte. Reihenpotenzial ist also da. 

SPRACHE: ›SÜFFIG‹

Amelia Benson schreib flüssig. Bei einem Wein würde man wahrscheinlich "süffig" sagen, um zu beschreiben, wie sich das Produkt konsumieren lässt - bei Büchern fehlt ein adäquater Ausdruck. Süffig würde zu "Eiskaffee und Erdbeerküsse" jedoch gut passen ;-) 

Die Ausdrucksweise ist weder zu simpel, aber auch nicht überkompliziert - also genau passend zum Gegenstand des Werks.

Kritikpunkt: Bisweilen kam für meinen Geschmack die Vokabel "haben" allzu oft in Serie vor - das kann man sprachlich geschickter lösen. Hier hat das Werk Spielraum nach oben. Aber sonst? Nix zu meckern. Nur wenige orthografische Fehler sind mir ausgesprochen sympathisch und kommen immer auf die Plus-Seite meiner Bewertung.

PLOT

Das Plot überrascht nicht wirklich. Wer da mit wem zusammenfinden soll, ist bald klar. Aber die Art der Hindernisse auf dem Weg zur Liebe und wie die beiden Hauptdarsteller damit umgehen, das ist und bleibt interessant.

Ich nehme es Büchern durchaus übel, wenn sie mich nicht irgendwie bereichern, wenn sie mir keine neuen Erkenntnisse und / oder neues Wissen schenken. Amelia Benson jedenfalls hat gründlich über Eis und dessen Herstellung bzw. Geschichte recherchiert. Das fand ich interessant und hier hat der Roman meine Neugier befriedigt.

FAZIT

Amelia Bensons cozy romance bietet eine schöne Wohlfühllektüre, die die Erwartungen an das Genre voll und in einigen Bereichen auch mehr als erfüllt.

Daher insgesamt gerne ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐.