Wohlfühlromanze von der Nordsee

Rezension von "Dünenträume und Meersalzküsse" von Rieke Kief in 📝 [↓] & Ton 🔊 [ ↳ ] [unbezahlte Werbung]

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Angenehme Urlaubslektüre, die man vorzugsweise an der Nordseeküste oder bei akuter Sehnsucht danach lesen kann: 4 Sterne / ⭐ ⭐ ⭐ ⭐

INHALT

Eine Auszeit an der Nordsee, fernab vom Stadttrubel, scheint genau das Richtige, um eine Schreibblockade bei Zoe zu bekämpfen, deren nächstes Manuskript bald beim Verlag fällig ist. Vorübergehend nistet sie sich - während sie darauf wartet, eine "Ente" (also einen Citroën 2CV) nach Nürnberg überführen zu können - in einem kleinen Strandhaus zwischen den Dünen ein, doch die Erleuchtung für ihr Manuskript  will nicht kommen, obwohl sie überaus herzlich von diversen Einheimischen (Vermieterin, Glasperlendreherin, Verkäuferin süßer Versuchungen) aufgenommen wird und die Atmosphäre um sie herum geradezu urlaubsparadiesisch schön angenehm ist.

Bei einem Strandspaziergang trifft sie auf Finn und der charmante Surflehrer zieht Zoe nicht nur mit seinen meerblauen Augen und dem unwiderstehlichen Lächeln sofort in seinen Bann. Auch dass er Zoe anschaut, als sähe er all die Figurmängel nicht, die sie glaubt, mit sich herumzuschleppen, übt eine mächtige Anziehungskraft auf die üppig gebaute junge Frau aus.

Plötzlich findet Zoe sich bei romantischen Spaziergängen unter dem Sternenhimmel und der besten Fischsuppe der ganzen Nordseeküste wieder. Zwischen aufkeimenden Gefühlen und salzigen Küssen wird Zoes Welt wider alle Vernunft, denn Nürnberg und Nordseeküste trennen nun einmal viele Kilometer, allmählich auf den Kopf gestellt. Aber: Finn hat ein Geheimnis …

SO WIRKT DER ROMAN AUF MICH

Dieser Roman von Rieke Kief ist tatsächlich genau das, was er laut Cover behauptet zu sein: ein Liebesroman, der an der Nordsee spielt. Hier wird erzählt, wie die Beziehung zwischen Zoe und Finn sich allmählich entwickelt.

Dabei sind keine großartigen Charakterbeschreibungen oder persönlichen Entwicklungen dargestellt. Die Autorin gibt uns lediglich an die Hand, das Finn Zoe als gutaussehend empfindet, obwohl die von ihren früheren Partnern oft Kritik für ihre üppige Figur und ihr ungebremstes Essverhalten einstecken musste. Für Finn ist Zoe jedoch perfekt. Umgekehrt wird Finn aus Zoes Sicht als der Hingucker beschrieben, den man gemeinhin bei Skilehrerin, Tennislehrern oder eben Surflehrern vermutet.

Ja, beide Protagonisten tragen Ballast mit sich. Bei Finn ist das eine tiefe Trauer, bei Zoe die ständige Auseinandersetzung mit ihrem Appetit, der sich ihrem Wunsch nach einer Taille á la Germanys next Topmodel nicht unterwerfen mag sowie die wenig schönen Erinnerungen an ihre letzte Beziehung. Aber dabei bleibt es auch. Rieke Kief gräbt nicht tiefer.

Das Gesamtsetting der Story ist für Urlaubsromane nicht unvertraut: Die Einheimischen vor Ort erweisen sich als ausgesprochen offen und die zugereiste Zoe fühlt sich ebenso herzlich wie schnell aufgenommen und akzeptiert. Lokalkolorit wird aus einigen Landschaftsbeschreibungen, der "fangfrischen" Fischsuppe und dem ein oder anderen Idiom auf Platt bezogen.

Auf die Frage, wie der Roman auf mich wirkt, kann ich ganz knapp antworten: wenig. Es ist in der Tat so, dass die Liebesgeschichte um Zoe und Finn bei mir keinen tiefen und auch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Ich habe den Roman gelesen und nach dem Schmökern der letzten Zeile nicht das Bedürfnis verspürt, noch einmal über diesen oder jenen Aspekt nachzudenken. Normalerweise tue ich das, vor allen Dingen, wenn Plot, Charaktere oder die Story einen  interessanten Aspekt enthalten - mit Potenzial dazu, weiterführende Gedanken anzustoßen.

Das gesamte Werk ergibt insgesamt einen Wohlfühlroman. Der braucht an sich keinen Tiefgang, nur dieses behagliche Gefühl, welches beim Lesen entsteht und das eher aus dem Bauch als aus dem Kopf kommt - und "sich wohlfühlen" ist beim Schmökern dieses Werks ganz einfach!

ÜBER DEN STIL

Ich gebe diesen Roman vier Sterne; das ist deine recht hohe Bewertung, aber insofern gerechtfertigt, weil das Werk schlichtweg nichts falsch macht.

Die Sprache ist absolut angemessen, liegt im Niveau, da durchaus auch mit verschachtelten Nebensätzen und leicht ironisch-humorigen Formulierungen ausgesprochen unterhaltsam jongliert wird, über dem, was andere und vergleichbare Romane bieten.

Einige kleine Fehler sind dem Lektorat allerdings durch die Lappen gegangen. Stiefeletten und Sandaletten sind zwei verschiedene Dinge und sollten nicht in einem Atemzug genannt werden; ein Schwungtuch ist kein Sprungtuch. Aber diese Ausrutscher stellen die Ausnahme  dar und ziehen den Gesamteindruck nicht nach unten.

POV: Im Wesentlichen erzählt Zoe, was passiert, aus ihrer Sicht. Allerdings kommt Finn lediglich in vier der insgesamt 26 Kapitel des Werks direkt zu Wort - fast so, als hätte man ihm am Rande des Geschehens ein Mikrofon vorgehalten und ihn gefragt, was er denn gerade von der Entwicklung der Dinge hält. Mir hat diese Form eines etwas "unausgewogenen Perspektivwechsels", der nicht, wie sonst üblich, mit Beginn jedes Kapitels von einer Hauptfigur zur anderen springt, als Stilmittel gefallen.

Mir persönlich – und es ist wirklich meine ganz eigene Meinung, die niemand teilen muss – bietet dieses Werk nicht genug: Ich mag Charakterstudien, ich mag Plots, die mich zum Mitdenken herausfordern. Ich liebe Bücher, die mir persönlich Ansichten & Einsichten oder auch Infos über Wissensgebiete, die für mich neu sind, mitgeben und die meinen eigenen Lebensweg u. U. bereichern. Dergleichen habe ich bei der Lektüre allerdings nicht gefunden.

Aber wie schon festgestellt: Der Roman ist als leichte Urlaubslektüre konsequent und handwerklich gut durchgeschrieben, liest sich angenehm. Wer allerdings mehr als nur ein Urlaubsparadies mit der Aussicht auf Happy End sucht, wird in diesem Werk nicht fündig.

FAZIT

Leichte Unterhaltung, gut geschrieben, die eine Liebesgeschichte von der Nordsee erzählt.

Daher insgesamt 4 Sterne ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ .

PS:

Ja, ich gebe es zu - in Sachen Zoologie bin ich ein absoluter Erbsenzähler - vielleicht, weil ich Zoologie studiert habe ...? 

Jedenfalls ist die Silbermöwe auf dem Cover deutlich zu groß geraten; man vergleiche sie einfach mit der Tür von Zoes Ferienhaus. Türen sind hierzulande  zwei Meter hoch; Silbermöwen besitzen maximal eine Körperlänge von 60 Zentimetern - das Exemplar auf diesem Cover hat der Abbildung zufolge gigantische Ausmaße, denn es ist vom Schnabel bis zur Schwanzspitze so lang wie die Tür! ;-)