🥇 Lebensfreude / Lili Barnett

Veröffentlicht am 14. Mai 2022 um 14:45

Ein Konglomerat ...

Rezension in Text 📝 [↓] & Ton 🔊 [ ↳ ]

📝 Inhalt

Sara aus Deutschland, Mutter zweier kleiner Jungen, ist in Mexiko verheiratet mit Max. Sie leidet, und zwar an vielen Dingen gleichzeitig: ihrer Schreibblockade; an der Gewalt und dem Flüchtlingselend, die in Mexiko wie auch weltweit an der Tagesordnung sind; unter den aufkeimenden Emotionen für Lucas, den besten Freund ihres Mannes; dem Gefühl des Abgeschnittenseins vom Energiefluss des Lebens und Schaffens ...

Der Roman begleitet Sara auf einem Weg der grundsätzlichen Selbst- und Sinnsuche.

Wie das Werk auf mich wirkt

Das Buch beschreibt für mich weniger eine Liebesgeschichte, als die Wege einer Frau zu verschiedenen Erkenntnissen. Und genau jetzt ist bereits der Zeitpunkt gekommen, um in dieser Buchbesprechung zu gestehen:  Es hat mich dabei nicht mitgenommen.

Das kann absolut einseitig an mir liegen: Energieflüsse, Heilmassage und Schreitherapie sind nicht so meins. Auch nicht das Leiden am "großen Ganzen." (Da will ich also gar nicht hin ...) Ich bin da eher ein nüchterner Typ und pragmatisch. Mag sein, dass mich der Roman deshalb einfach nicht angesprochen hat. Das ist ein rein persönlicher Standpunkt - jeder andere Leser muss für sich bitte herausfinden, ob der geteilt wird oder nicht.

Handwerklich eine saubere Arbeit

Nachdem ich zuletzt einige Verlagsveröffentlichungen mit einem sehr hohen Fehlerquotienten trotz eines im Impressum ausgewiesenen Lektorats in den Händen hatte, muss ich hier feststellen: Saubere Arbeit! Nicht fehlerfrei, aber deutlich besser als das, was ich jüngst schmökern durfte. 

Gute Recherche oder eigene Erfahrung?

Ich habe eine Freundin, die vor 6 Jahren nach Mexiko ausgewandert ist; wir zoomen regelmäßig.

Ihre Beschreibungen, wie die Familie die Risiken senken will, die für ihre Enkel hinsichtlich einer Entführung bestehen, empfinde ich immer als ausgesprochen erschreckend.

Für mich käme Mexiko als Auswanderungsziel wegen der hohen Kriminalitätsrate und der allgegenwärtigen extremen Gewalt niemals in Frage.

Die Beschreibung der Entführung von Saras Sohn ist absolut nicht aus der Luft gegriffen, sondern tägliche und leider vielfache Realität in diesem Land - sehr oft mit tödlichem Ausgang.

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Ich habe immerhin einmal Cozumel besucht und somit bei dieser Inselreise mexikanisches Staatsgebiet betreten. Ja, das mexikanische Lebensgefühl lässt sich, soweit ich es dabei überhaupt kennenlernen durfte, überhaupt nicht mit dem in Deutschland vergleichen. Weder die westliche noch die östliche Meeresküste von Mexiko haben irgendetwas mit Nord- oder Ostsee gemeinsam. 

Soweit ich das mit meinem Erfahrungsschatz (eher ein Schätzchen) nachvollziehen kann, beschreibt Lili Barnett treffend und zutreffend bei der Darstellung von Land & Leuten.

Unpassend etikettiert?

Der Romantitel lautet "Lebensfreude". Inhaltlich dreht sich das Werk allerdings eher um all die vielen Einflüsse, die Menschen daran hindern, froh zu sein.

Der Untertitel  "Eine mexikanische Liebesgeschichte" scheint mir auch nicht stimmig. Mexikanisch? Ja, die Verortung trifft zu - aber Liebesgeschichte?

Die Beziehung zu ihrem Mann Max erlebt Sara, solange sie dauert, als wenig befriedigend, da sie sonst nicht Gefühle für Lucas entwickelt hätte - das kann also nicht die Liebesgeschichte sein, die hier gemeint ist. Die Lovestory, die sich zwischen Sara und Lucas sehr langsam anbahnt, wird von der Autorin selbst immer wieder an die Seite geschoben: Nur eingebildet, nicht wichtig, verboten, vorübergehende Gefühlsverirrung - so ordnet Saras innere Stimme für mich als Leserin lange den Kontakt zu Lucas ein und nimmt auf diese Art mehrmals eine Art Entwertung vor. Das Eingeständnis der Liebe erfolgt im Rahmen der Handlung erst sehr spät.

Bunt wie ein Bauchladen!

Der Roman von Lili Barnett will meinem Empfinden nach zu viel und scheitert in Vielem - zumindest für mich - genau deshalb.

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Spricht die Autorin durch Lucas, den sie sagen lässt: "... Ich versuche, darüber in meinem Roman zu schreiben. Was bei einer Liebesgeschichte nicht unbedingt einfach ist. Aber irgendwie gehört eben alles zusammen ...“?

Klingt etwas diffus, nicht? Genau so wirkt die angebliche Liebesgeschichte auf mich und versäumt es deshalb, mich wirklich mitzunehmen.

Und später schreibt die Autorin: "Lebensfreude ist Dasein, dabei zu sein. Was denkst du? Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht alles Mögliche tun sollten, um einander beizustehen, anderen Menschen und uns selbst zu helfen. Und deine Arbeit und dein Schreiben, Sara, davon bin ich fest überzeugt, ist deine Art, genau das zu tun.“

Schön gesagt, definitiv. Wertet praktischerweise die Berufung zum Autorendasein hübsch auf.

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Trotzdem überzeugt mich die Ansammlung gewichtigster, elementarster Themen insgesamt nicht: Da geht es um religiöse Fragen (Vírgen de Guadalupe), esoterische Themen (verschiedene Therapieansätze, um Energieblockaden zu finden und zu lösen), psychoanalytische Ansätze (Petra, Lucas´ Frau ist Psychotherapeutin - und ich finde sie echt penetrant), gesellschaftspolitische Möglichkeiten der Schriftstellerei im Allgemeinen und der Dichtung im Besonderen; es geht um die weltweite Flüchtlingsproblematik, ausgesprochen ultimativ um die Frage nach dem Sinn des Lebens und danach, wie ein Dasein (im wortwörtlichen Sinn) glücken kann.

Ja, das wahre Leben außerhalb zweier Buchdeckel schert sich nicht darum, die Brocken, die es einem vor die Füße wirft, zu sortieren. Aber genau deshalb verlasse ich es ja, um mich in die Fiktion abzuseilen (oder - je nach Standpunkt - dorthin aufzusteigen). Dass mir in Lili Barnetts Werk mehr Fragen als Antworten serviert werden, befriedigt mich nicht. Für eine andere Leserin, einen anderen Leser mag es jedoch genau der richtige Umgang mit den schwierig zu greifenden "letzten Wahrheiten" sein. Das muss jeder für sich selbst herausfinden.

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Das Ende des Buches kam für mich persönlich geradezu überraschend, fast so, als empfände die Autorin selbst, sie hätte einen Ball zu viel in die Luft geworfen, um damit zu jonglieren, ihn anschließend sicher wieder aufzufangen - und an einen festen Platz zu legen.

Aber vielleicht ist das auch nie ihre Absicht gewesen und all die schwebenden Gedanken sollten selbstständige, weitere Reflexionsprozesse in den Lesern anstoßen ...

Fazit

Meine Seite heißt "meinLiebesroman" - dementsprechend hat sich ein Werk, das ich nicht als Liebesroman wahrnehmen kann, sozusagen hierher verlaufen.

Ich gebe der "Lebensfreude" drei Sterne  ✪✪✪ - ein ganz persönliches Urteil, das niemand teilen muss. Ich hatte ständig das Gefühl, dem Buch als Leserin / Rezensentin nicht gerecht zu werden. Sorry ...


Cover von "Lebensfreude" von Lili Barnett

🔊 Und hier die Buchkritik von "Lebensfreude / Lili Barnett" zum Nachhören


Technische Daten zum Buch / Impressum

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Verlagsgruppe

© 2021 Edel Verlagsgruppe GmbH
 Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2021 by Lili Barnett

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Agentur Ashera.

Covergestaltung: Designomicon, München.

Lektorat: Vera Baschlakow

Korrektorat: Jennifer Eilitz

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-401-1

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Herzlichen Dank an Edel Elements!

Edel Elements hat mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte! 😘


Bei dieser Rezension handelt es sich um eine Form unbezahlter Werbung.

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