"'Die einsame Tänzerin' – Ein modernes Märchen voller Gefühl und Poesie"

Veröffentlicht am 20. Juli 2025 um 16:59

🩰... eine Liebesgeschichte, die bezaubernd zwischen Gegenwart und Märchenwelt hin & her tänzelt

Rezension von  "Die einsame Tänzerin" von Anett Diell

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Der Kurzroman "die einsame Tänzerin" wurde mir im Rahmen einer Leserunde, die via Instagram veranstaltet wurde, freundlicherweise von der Autorin zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür! Es handelt sich dabei um die moderne Adaption eines Grimm’schen Märchens.

👀 >>>MEINE LESEEMPFEHLUNG AUF EINEN BLICK

⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐Dieser Roman verdient aufgrund seiner einfühlsamen Sprache und seiner vielen Bedeutungsebenen fünf Sterne. Das Buch lässt sich ganz einfach lesen oder so kompliziert aufschlüsseln, wie man eben möchte. Also eine Lektüre, die viele sehr unterschiedliche Leserbedürfnisse befriedigen kann!

>>>INHALT

Aliena ist die älteste von zwölf Schwestern, die von ihrem extrem reichen Vater auf einem abgelegenen Anwesen von der Außenwelt rigoros abgeschottet werden. Jede Nacht verschwinden die Schwestern, ohne dass der Vater klären kann, wie bzw. wohin. Er verspricht demjenigen sein Vermögen, der dieses Geheimnis aufklärt; bei einem Fehlversuch erwartet den Kandidaten jedoch der Tod. Viele junge Männer versuchen ihr Glück; keinem gelingt es, das Geheimnis der Schwestern zu lüften.

Das geht so, bis Joseph Lentus – alias Joe – sich in die scheinbar unlösbare Aufgabe mit dem lebensgefährlichen Vertrag zwischen dem Vater und den Möchtegern-Detektiven stürzt. Joe verhält sich den Töchtern gegenüber anders als all seine Vorgänger: Bezaubernd!

>>>MÄRCHENHAFT ERZÄHLT

Seit Menschen zusammenhängende Geschichten formulieren können, gibt es Märchen. Wahrscheinlich haben bereits die ersten Jäger ihre Stammesgenossen mit Jägerlatein am Feuer in der Höhle amüsiert. Die lange Historie des Märchens sorgt dafür, dass sich im Zusammenhang damit Traditionen, bestimmte Erzählmotive und Deutungswege entwickelt haben, die quasi vorgeschrieben sind, also in ihrer Form bzw. Bedeutung festgelegt. Ausgesprochen sachkundig und geschickt spielt Annett Diell genau damit, während sie ihr Märchen gleichzeitig in unsere Zeit herüberzieht, denn es gibt in ihrem Kurzroman Handys, Busverbindungen und die Möglichkeit zum Fernstudium. So bringt sie uns beim Lesen zum Träumen …

Wirklich clever: Man muss nicht mit Märchen zutiefst vertraut sein oder sie studiert haben, um das Lesen dieses Werkes genießen zu können oder alle verwendeten Chiffren in ihrer tieferen Bedeutung zu verstehen. Das geht auch ohne Vorkenntnisse und führt mit Sicherheit zu einem befriedigenden Lesegenuss. Wer sich jedoch mit Märchen auskennt, wird in der Geschichte viele typische Motive, damit Deutungsmöglichkeiten und auch Deutungsebenen finden, die ausgesprochen interessant sein können. Das Ganze erfolgt in etwa nach dem Motto: alles kann, nichts muss. Sehr entgegenkommend, denn jeder Leser und jede Leserin ist anders hinsichtlich der Bedürfnisse an die eigene Lektüre – dem einen kann’s nicht kompliziert genug darin zugehen, der nächste Leser scheut genau das. Eine der großen Leistungen von guter Literatur besteht darin, all dem gleichzeitig gerecht zu werden, ohne gezwungen zu klingen.

>>>PLOT

Die Geschichte hat eine ganz eindeutig festgelegte lineare Zeitebene, die erst im Epilog durch einen Rückblick unterbrochen wird, und gliedert sich in die Tage und Nächte von Joes Aufenthalt. Unter anderem hier verwendet die Autorin eine Symbolik, die man sehen kann, aber nicht muss: drei Tage und vier Nächte. Die Drei hat hier ebenso ihre besondere Bedeutung (perfekte, weil göttliche Zahl / Dreifaltigkeit) wie die Zwölf, also das Produkt aus 3 x 4.

Während die elf jüngeren Schwestern recht blass bleiben, nimmt Aliena die Position im Mittelpunkt der Erzählung ein. Schwierig zu deuten ist das Verhältnis zu ihrem Vater, der oberflächlich betrachtet kontrollsüchtig wirken mag.

Angesichts der Tatsache, dass den jungen Männern, die das Geheimnis der jungen Frauen klären wollen, im Falle des Misserfolgs nach Ablauf von drei Tagen der Tod droht, baut sich mit der ablaufenden Zeit in Bezug aus Joes Schicksal, das als einziges der Kandidaten eingehend geschildert wird, ein schöner Spannungsbogen auf.

>>>SO WIRKT DER ROMAN AUF MICH

Ganz klar: Dies ist ein Liebesroman. Die Geschichte einer jungen Frau, die angesichts der Tatsache, dass sie sich verliebt, geradezu überrascht reagiert. Ich habe ihn gern, mit Spannung und einer gehörigen Portion Empathie gelesen, aber auch an einigen Stellen mit Stirnrunzeln. Manchmal tauchten meiner Meinung nach Brüche in der Sprachatmosphäre auf, die ich mir nicht gut erklären konnte bzw. die mir schlichtweg nicht gefielen. Wer Vokabeln wie "indes" benutzt, spricht meistens nicht in einem Atemzug von einem „Ar$--l0h“. Sollen diese verbalen Stolpersteine die Löcher in der vermeintlichen Logik des Werks plausibler machen und darauf hinweisen, dass Brüche hier absichtlich und gezielt eingefügt sind? Vielleicht. Die Logiklöcher bestehen u. a. darin, dass der Vater in einer technisierten Umwelt, in der ein Handy existiert & funktioniert, seine Töchter nicht einfach digital-diskret überwacht, sondern stattdessen geldgierige junge Männer in den Tod schickt – scheinbar, ohne dafür juristisch belangt zu werden übrigens …

Diese Todesgefahr wird von Aliena als so real empfunden, dass sie die Handlung wie ein gewaltiger Hebel schließlich in Richtung Happy Endzone in Gang setzt, indem sie Aliena zur Reaktion zwingt. Wie soll das gehen, wenn der Tod nur eine Chiffre ist? Der Roman regt (vorsichtig ausgedrückt) zum Nachdenken an.

⚠️ ACHTUNG SPOILER – WER SPANNUNG IN SEINER LEKTÜRE SUCHT, LIEST HIER BITTE NICHT WEITER! ⚠️

Früher lautete die unvermeidliche Frage an eine Lektüre: Was will uns der Verfasser/die Verfasserin damit sagen? Der Ansatz ist inzwischen gründlich veraltet und heute dürfen Leser*innen selbstbewusst die Frage stellen: Was sagt dieses Werk mir?

Meine persönliche Erklärung habe ich folgendermaßen gefunden: Aliena lebt nicht mit 11 Schwestern zusammen – bei diesen Figuren handelt es sich sozusagen um die früheren Stadien ihrer Person, die jüngeren Formen ihres Ich. Diese Persönlichkeiten versammeln sich – wie eine Geschwisterschar – in jedem Menschen, bedingen & formen seinen aktuellen Zustand, sind vielgesichtig & vielschichtig, wollen geliebt, angenommen und umsorgt sein, denn sie gehören innig zu uns, ganz egal, ob es sich um unsere rebellische Phase, eine enorm kitschige oder ungeschickte handelt bzw. um jene, die sich nach einem Traumprinzen sehnt und fest davon überzeugt ist, ohne den nicht (über-)leben zu können. Klar, dass Aliena als all dies in sich vereinende Figur die Schlüsselrolle zukommt in Bezug auf das magische Portal, durch das sie und ihre vermeintlichen Schwestern allnächtlich der Aufsicht des Vaters entfliehen. Kein Wunder, dass Aliena hier die einsame Tänzerin ist, denn inzwischen hat ihre Persönlichkeit ein Stadium erreicht, das nach mehr verlangt als nach jungmädchen- und schablonenhaft erträumten Prinzen sowie einem (unschuldigen) Tanz. Nachdem sie endlich wagt, aus sich herauszugehen (Richtung Joe, der nicht erträumt bzw. distanziert ist, der sie nicht als Objekt, sondern Subjekt wahrnimmt und behandelt, sie somit in jedem Sinn des Wortes berührt und dessen Verlust Aliena wie eine tödliche Verletzung empfände, weil der ihr das Herz bräche), kann sie den Schlüssel zur Traumwelt einem jüngeren, wenn auch beinahe gleichaltrigen Ich übergeben – schließlich sollte kein Mensch je aufhören müssen zu träumen.

Aliena ist zudem fähig, endlich das Handeln ihres Vaters als das zu erkennen, was es ist: Beobachten, nicht Einsperren.

Klingt kompliziert? Ist es nicht. Lässt sich ganz flüssig und geschmeidig lesen und nachempfinden … Es reicht hier absolut zu fühlen, man / frau muss sich dabei keine komplexen Erklärungen zurechtlegen!

>>>FAZIT

Ein gelungener Kurzroman mit einer besonderen Liebesgeschichte, die in ganz zarten Pinselstrichen gezeichnet ist. Das Werk bietet viel – und erlegt beim Lesen keinerlei Zwänge auf, eröffnet aber viele Möglichkeiten der Interpretation. Ein Buch, das beschäftigen kann. Daher gerne 5 Sterne! ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐

>>>PS

Anett Diell hat meiner Ansicht nach, indem sie Aliena schriftstellerisch tätig sein lässt, einen großzügigen Einblick auf ihr Selbstverständnis und Werden als Autorin gewährt. Mutig!


Cover von "Die einsame Tänzerin l" von Anett Diell - Ballerina beim Spitzentnaz, die einen Kometenschweif rosafarbener Schmetterlinge  umgibt

Technische Daten zum Buch / Impressum

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

Erste Auflage im Mai 2025

Copyright © 2025 dieser Ausgabe by Ashera Verlag, Hochwaldstr. 38, 51580 Reichshof ashera.verlag@gmail.com www.asheraverlag.net 

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: Pixabay

Schmutzseite: Pixabay

Kapiteltrenner: Pixabay

Innengrafiken: Pixabay

Coverlayout: Atelier Bonzai

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT Vermittelt über die Agentur Ashera (www.agenturashera.net)


Herzlichen Dank an die Autorin!

Sie hat mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte! 😘

Hier geht es zur Homepage der Autorin - einfach das Bild mit meinem "Dankeschön" unten anklicken: 🔽


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